Palästina-Kulturtag von rassistischen Übergriffen überschattet
Erklärung des Komitee Palästina Tag 2019
Das zweite Jahr in Folge fand 2019 der Palästina-Kulturtag in Berlin erfolgreich auf dem Herrmannplatz statt. Mehrere tausend Menschen waren über den Tag verteilt, zwischen 11 Uhr und 19 Uhr, vor Ort und feierten zusammen mit den Veranstaltern die palästinensische Kultur. Mit mehr als 20 Infoständen und zahlreichen Essensständen wurde sowohl die kulinarische, als auch die künstlerische Vielfalt des palästinensischen Lebens in Berlin dargestellt. Dabei wurde auch der traditionelle „Dabke“-Tanz als Zeichen der Fortführung palästinensischer Kultur im Exil aufgeführt.
Anlässlich der „Nakba“ (Katastrophe), die sich 2019 zum 71. Mal jährt und die gewaltsame Vertreibung von 800.000 Palästinenserinnen und Palästinensern sowie die Zerstörung von über 500 Dörfern im Rahmen der Staatsgründung Israels beschreibt, wurde auch den Geflüchteten von 1948 gedacht. Als politische Forderungen wurden dabei die Beendigung der israelischen Besatzung und das Rückkehrrecht der vertriebenen Palästinenser*innen gefordert.
Leider wurde der Ablauf des Palästina-Kulturtages mehrfach durch rassistische Übergriffe gestört. Unter anderem wurde durch einen Mann, der an den Ständen Organisatoren und Besucher mit rechtsradikalen Parolen beleidigte und einschüchterte, immer wieder geschrien: „Hier ist das Land der Arier! Palästinenser und Muslime sollten abgeschoben werden, ihr habt hier nichts zu suchen!“.
Ein weiterer Vorfall ereignete sich, als ein sehr aggressiver und alkoholisierter Mann (Bierflasche in der Hand) trotz wiederholter freundlicher Bitten, die Veranstaltung nicht zu stören, die Bühne stürmte und dort anfing, „Israel! Kein Palästina, Israel!“ skandierte. Beim Versuch den Mann von der Bühne zu entfernen, entkam dieser auf einen Kunststand, wo er randalierte und mehrere ausgestellte Stücke beschädigte. Als er von einigen Personen festgehalten werden konnte, fing er an um sich zu schlagen, woraufhin es zu einer Rangelei kam an deren Ende er an die Berliner Polizei übergeben werden konnte.
Des Weiteren kritisierte ein Berliner Journalist, dass die Veranstaltung stattfinden durfte. Dabei unterstellte er den Veranstaltern zunächst fälschlicherweise Antisemitismus. Zudem kritisierte er uns für die angebliche Urheberschaft eines Flugblatts, das nach unserer anschließenden Recherche von Ludwig Watzal’s Internetseite mit dem Titel „Antisemitismus-Beauftragter für Deutschland. Eine kleine Auswahl“ entnommen wurde. Es lag weder bei den Ständen, noch ist es ein Flugblatt der Veranstalter.
Mit aller Entschiedenheit wehren wir uns gegen eine solche pauschale und rassistische Zuschreibung, die Palästinenser und Palästinenser*Innen per se als antisemitisch darstellen wollen.
Nicht zuletzt wurde auf Betreiben des ehemaligen Parlamentsmitgliedes Volker Beck ein politisches Plakat, welches ein gebrochenes Herz mit Stacheldraht im Eurovision-Logo mit dem Untertitel „Artwashing Apartheid Israel 2019“ zeigt, von der Polizei entfernt. Herr Beck sah in dem Plakat ein verbotenes Zeichen gemäß § 130 StGB und stellte sogar Strafanzeige. Obwohl auch die Polizei einen Verstoß nicht richtig erkennen konnten, folgten sie ihren Befehlen und entfernten das Plakat. Gegen die von Herrn Beck betriebene Verleumdung und falsche Verdächtigung wird von unserer Seite Gegenstrafanzeige gestellt.
Wir als Organisatoren verurteilen die stereotypen und rassistischen Übergriffe auf unser Kulturfest im Jahr 2019. Auch 2020 werden wir uns nicht von Rassisten, Rechtsradikalen oder selbstgerechten Ex-Politikern davon abhalten lassen, der Nakba, unserer kollektiven Katastrophe, zu gedenken. Wir bedauern, dass es im Jahre 2019 in Deutschland für Palästinenser*innen nicht möglich ist, friedlich und ohne rassistische Anfeindungen ihre Kultur zu zelebrieren und an ihre kollektive Traumatisierung durch die Nakba 1948 und ihrer Folgen zu erinnern.
Komitee Palästina Tag 2019
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