Respekt an Tricia Tuttle, die Direktorin der Berlinale!
Ihr Beitrag macht den Politiker:innen und Beamt:innen in Berlin deutlich: Wenn sie behaupten, dass der preisgekrönte Berlinale-Film rassistisch oder antisemitisch sei, dann unterstellen sie dies sowohl der Jury als auch dem Publikum (und 80% der Weltbevölkerung). Sie macht ihre Arbeit – etwas, das leider viel zu wenige in Deutschland tun – und schützt Schwächere vor den Mächtigen, die ihre Macht auf schädliche Weise ausnutzen.
Ihr Text ist klar, sachlich und lässt sich nicht auf das Geschwätz deutscher Resolutionen ein. Die „deutsche Empfindlichkeit“ ist irrelevant, die Politik der Machthaber ebenso, und die Versuche, Minderheiten gegeneinander auszuspielen, sind schlichtweg verwerflich.
Dieser Text ist eine äußerst elegante Art, den Bundestagspolitiker:innen zu sagen, dass sie ihre Resolution in Papierflieger verwandeln können, um sie sich gegenseitig in ihrem Kindergarten zuzuwerfen, in dem sie mit ihrem Wettbewerb beschäftigt sind: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der zionistischste im ganzen Land?“
„Berlinale:
Anlässlich der heutigen Premiere von No Other Land in deutschen Kinos haben wir eine Botschaft von der Berlinale-Direktorin:
„No Other Land gewann im Februar 2024 den Berlinale Dokumentarfilmpreis sowie den Panorama Publikumspreis. Das israelisch-palästinensische Regie-Kollektiv Basel Adra, Hamdan Ballal, Yuval Abraham und Rachel Szor hat einen offenen, prägnanten und kraftvollen Film geschaffen, der verdientermaßen weltweit Anerkennung findet und zahlreiche Preise und Nominierungen erhält.
In den letzten Tagen gab es erneute Diskussionen über No Other Land und die Berlinale. Ich möchte klarstellen, dass ich den Film oder die Aussagen der Co-Regisseure, des Palästinensers Basel Adra und des Israelis Yuval Abraham, bei der Preisverleihung der Berlinale nicht für antisemitisch halte. Ich bin außerdem der Meinung, dass Diskurse, die diesen Film oder seine Filmemacher als antisemitisch darstellen, eine Gefahr für alle Beteiligten sowohl innerhalb als auch außerhalb Deutschlands schaffen. Es ist wichtig, dass wir zusammenstehen und sie unterstützen.
Wir wünschen den Filmemacher und ihrem Verleih ein erfolgreiches Premierenwochenende für diesen Film.“
Tricia Tuttle, Direktorin, Berlinale“
Auch die Wahl des Bildes spricht für sich: Ein Paar, bestehend aus einem israelisch-jüdischen und einem palästinensischen Partner, die sich der Machtverhältnisse zwischen ihnen bewusst sind und gemeinsam arbeiten, während das Gesicht des palästinensischen Partners sichtbar ist. Genau das Gegenteil von dem, was die Politik in Israel und Deutschland tut: Sie löscht die Palästinenser aus. Und genau dagegen richtet sich der Film: Er bringt die Geschichte der enteigneten Palästinenser und der ethnischen Säuberung, die Israel an ihnen verübt, ans Licht.
An all die Kritiker, die behaupten, der Film sei einseitig: Das ist ein Irrtum. Der Film zeigt zwei Seiten – auf der einen Seite Israel, das ethnische Säuberungen durchführt, und auf der anderen Seite die Palästinenser, die die Opfer dieser Säuberungen sind und versuchen, sich dagegen zu wehren.
Facebook-Post Jüdische Stimme 15.11.2024
Quelle: On the occasion of the opening of “No Other Land” in German cinemas today, we have a message from the Berlinale Director