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Aktuelles zu Gaza

Stellungsnahme zu rassistischer Polizei und Repression von Palästinenser*innen und Palästina-Solidarität in Berlin

14. Oktober 2023 / Palästina Spricht, Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost, Jewish Bund, Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt( KOP Berlin) und Palästina Kampagne

Wir stehen heute hier, entsetzt angesichts der Szenen, die sich in den letzten Tagen auf den Straßen Berlins abspielen. Wir sind fassungslos über das Ausmaß der Polizeigewalt, dem anti- muslimischen und anti-arabischen Rassismus in unseren Schulen, der Brutalität gegen Kinder und den eklatanten Einschränkungen unserer Meinungsfreiheit, die stillschweigend hingenommen werden.

Seit letzten Samstag hat Israel fast 2.000 Menschen im belagerten Gazastreifen getötet. Eine Videoanalyse von Human Rights Watch bestätigt jetzt sogar den Einsatz von Chemiewaffen, weißen Phosphorbomben, die auf unsere Angehörigen in dicht besiedelten Wohngebieten geschossen wurden. Der israelische Verteidigungsminister nannte 2 Millionen Palästinenser im Gazastreifen “menschliche Tiere” und drehte ihnen Strom, Wasser und die Lebensmittelzufuhr ab. Das bedeutet, Menschen müssen nun im Dunkeln sitzen und auf ihren Tod warten. Das bedeutet, Krankenhäuser schließen, weil sie kein Wasser und keinen Strom haben, um ihre Patienten zu versorgen.

Als sei dies nicht genug, verbietet Israel humanitäre Hilfe und bombardiert den Grenzübergang zwischen Gaza und Ägypten, den einzigen Weg, über den Hilfslieferungen möglich wären. Und während Israel ankündigt, ein ganzes Gebiet aushungern zu wollen, einer ganzen Bevölkerung Wasser und Essen zu verweigern – die zur Hälfte aus Kindern besteht – währenddessen spricht Deutschland der israelischen Regierung seine bedingungslose Unterstützung aus und schüchtert auf deutschen Straßen palästinensische Menschen ein, die jetzt gerade ihre Angehörigen verlieren.

Als palästinensische Community Berlins ist es unser Recht, gegen diese Gräueltaten zu protestieren. Wir sind die größte palästinensische Community Europas. Viele von uns haben Angehörige in Gaza, haben geliebte Menschen, die leiden, nur weil sie am falschen Ort geboren wurden. Wir haben das Recht, unsere Verwandten und Freunde zu betrauern und unseren Schmerz auf die Straße zutragen.

Wir fragen uns, wo ist unser Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit? Während wir um unsere Angehörigen trauern, patrouilliert die Berliner Polizei jeden Tag durch arabische Stadtteile und geht gewaltsam gegen uns und all diejenigen vor, die sich mit uns solidarisieren. Uns erreicht täglich eine Flut an verstörendem Videomaterial, das willkürliche, brutale Verhaftungen und abstoßendes Racial Profiling dokumentiert. Wir werden in Sippenhaft genommen und rassistisch markiert. Dutzende Menschen werden täglich auf der Straße festgenommen, viele werden aus Cafés und Imbissen gezerrt. Das Tragen einer Palästina Flagge oder unseres traditionellen Schals, dem Kuffiyeh, ist genug, um brutal verhaftet zu werden. Wir werden täglich Zeugen davon, wie schwarze, braune und arabische Jugendliche ins Visier genommen werden. Wir stehen in Kontakt mit mindestens 8 betroffenen Kindern, das jüngste verhaftete Kind gerade einmal 9 Jahre alt.

Als wäre die Polizeigewalt nicht genug, gab es auch rassistische Übergriffe an Schulen. Am Ernst-Abbe-Gymnasium in Neukölln schlug ein Lehrer einem palästinensischen Schüler frontal ins Gesicht, weil er die palästinensische Flagge trug. Nachdem er sich zur Wehr setzte, wurde der Schüler suspendiert, nicht der Lehrer! Und anstatt unsere Schüler zu schützen und sich gegen die verstörende Gewalt der Lehrkraft auszusprechen, erklärte die Berliner Bildungssenatorin gestern das Tragen von traditioneller palästinensischer Kleidung an allen Schulen Berlins für verboten. In der offiziellen Erklärung werden kulturelle Symbole unserer Identität, wie das Kuffiyeh, mit Gewaltverherrlichung und Terrorismus auf eine Stufe gestellt. Das ist entmenschlichend! Wir erleben gerade, wie unsere bloße Existenz kriminalisiert wird! Unsere Kinder fühlen sich fremd und unsicher in diesem Land, das unser Zuhause sein sollte. Befinden wir uns nicht in einer Demokratie? Wieso können Grundrechte so leicht ausgehebelt werden, wenn es migrantische Menschen betrifft? Jeder demokratisch gesinnte Mensch in diesem Land sollte alarmiert sein.

Wir appellieren an die Öffentlichkeit: Wenn Demokratie und Meinungsfreiheit in diesem Land nicht zu leeren Worthülsen verkommen sollen, dann ist es jetzt an der Zeit, sich gegen diese rassistischen Angriffe auszusprechen Die Palästina Kampagne ruft den Berliner Senat dazu auf, die pauschale Kriminalisierung all unserer kulturellen Symbole umgehend zu stoppen. Wir werden rechtliche Schritte einleiten, um unsere Grundrechte einzufordern. Auch gegen die Verbote unserer angemeldeten Demonstrationen werden wir juristisch vorgehen. Wir werden uns nicht zum Schweigen bringen lassen.

Statement on Racist Police Violence and the Repression of Palestinians and Palestine Solidarity in Berlin by Palestine Speaks, Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost, Jewish Bund, KOP Berlin and Palestine Campaign

We stand here today, horrified by the scenes that have been unfolding on the streets of Berlin in recent days. We are stunned by the level of police violence, the anti-Muslim and anti-Arab racism in our schools, the brutality against children and the blatant restrictions on our freedomof expression that are tacitly accepted.

Since last Saturday, Israel has killed nearly 2,000 people in besieged Gaza. A video analysis by Human Rights Watch now confirms the use of chemical weapons, white phosphorus bombs, fired at our loved ones in densely populated residential areas. The Israeli Defence Minister called 2 million Palestinians in Gaza „human animals“ and cut off their electricity, water and food supply. That means people now have to sit in the dark waiting to die. It means hospitals are closing because they have no water or electricity to feed their patients.

As if this were not enough, Israel is banning humanitarian aid and bombing the border crossing between Gaza and Egypt, the only route through which aid could be delivered. And while Israel announces its intention to starve an entire area, to deny water and food to an entire population – half of which is made up of children – meanwhile, Germany expresses its unconditional support for the Israeli government and intimidates Palestinian people on German streets who are losing their loved ones right now.

As the Palestinian community of Berlin, it is our right to protest against these atrocities. We are the largest Palestinian community in Europe. Many of us have relatives in Gaza, have loved ones who are suffering just because they were born in the wrong place. We have the right to mourn our relatives and friends and to take our pain to the streets. We ask ourselves, where is our right to freedom of expression and assembly? While we mourn our relatives, the Berlin police patrol Arab neighbourhoods every day and violently crack down on us and all those who show solidarity with us. We receive a daily flood of disturbing video footage documenting arbitrary, brutal arrests and repulsive racial profiling. We are being racially profiled and collectively punished. Dozens of people are arrested on the street every day, many are dragged out of cafes and snack bars. Wearing a Palestine flag or our traditional scarf, the kuffiyeh, is enough to be brutally arrested. We witness black, brown and Arab youth being targeted on a daily basis. We are in contact with at least 8 children involved, the youngest child arrested was just 9 years old.

As if the police violence was not enough, there were also racist attacks at schools. At the Ernst-Abbe-Gymnasium in Neukölln, a teacher punched a Palestinian pupil in the face because he was carrying the Palestinian flag. After he fought back, the student was suspended, not the teacher! Instead of protecting our students and speaking out against the teacher’s disturbing violence, Berlin’s education senator yesterday declared the wearing of traditional Palestinian clothing banned in all schools in Berlin. The official declaration puts cultural symbols of our identity, such as the kuffiyeh, on a par with the glorification of violence and terrorism. This is
dehumanising! We are witnessing our very existence being criminalised! Our children feel alien and unsafe in this country that should be our home. Are we not in a democracy? Why can fundamental rights be so easily undermined when it comes to migrant people? Every democratically minded person in this country should be
alarmed.

We appeal to the public: if democracy and freedom of expression aren’t to become mere empty words in this country, now is the time to speak out against these racist attacks.The Palestine Campaign calls on the Berlin Senate to immediately stop the blanket criminalisation of all our cultural symbols. We will take legal action to demand our basic rights. We will also take legal action against the bans on our registered demonstrations. We will not be silenced.

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