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Nancy Fraser über Ausladung von Uni Köln: „Wird der deutschen Wissenschaft erheblichen Schaden zufügen“

Die renommierte Philosophin Nancy Fraser über ihre Ausladung von der Universität zu Köln, die deutsche Verirrung im Umgang mit Israel und die Empörung in den USA.

Nancy Fraser, die Universität zu Köln hat Sie jüngst von der Albertus-Magnus-Professur ausgeladen. Was hätte dies für Sie beinhaltet?

Die Professur beinhaltete einen mehrtägigen Besuch und öffentliche Vorträge im Rahmen eines Programms, das dem offenen Austausch gewidmet sein sollte. Ich wollte dort Vorträge zu meinem aktuellen Buchprojekt über die drei Aspekte der Arbeit in der kapitalistischen Gesellschaft halten, ein Thema, das mit Israel oder Palästina direkt nichts zu tun hatte. Ich hatte mir viel Mühe gegeben, diese Vorträge zu schreiben. Übrigens habe ich auch ein teures Flugticket gekauft.

Wie kam es aus Ihrer Sicht zu der Absage?

Vor ein paar Tagen erhielt ich eine E-Mail von Professor Andreas Speer, der für die Organisation der Veranstaltungen zuständig ist. Er erzählte mir, dass er vom Rektor der Universität Köln gehört hatte, der besorgt war, dass ich im November die Erklärung „Philosphy for Palestine“ unterzeichnet hatte, und wollte, dass ich meinen Standpunkt klarstelle. Ich dachte: Was für eine Frechheit! Was geht es ihn an, welche Ansichten ich über den Nahen Osten habe? Ich bin freie Mitarbeiterin, ich kann unterschreiben, was ich will. Andererseits wollte ich nicht gleich auf Konfrontationskurs gehen. Also habe ich zurückgeschrieben und gesagt, dass es natürlich viele verschiedene Ansichten zu Palästina und Israel gibt, und es auf allen Seiten viel Schmerz gibt, einschließlich des Schmerzes, den ich als Jüdin selbst erfahren habe.

Aber es gibt eins, worüber die es keine Meinungsverschiedenheiten geben kann. Dafür habe ich eine Zeile aus einer Erklärung zitiert, die der Rektor auf der Uni-Website veröffentlicht hatte, wo es um die Bedeutung offener und respektvoller Diskussion geht. Also sagte ich Herrn Speer, bitte versichern Sie dem Rektor, dass er auf mich zählen kann, wenn es um eine offene und respektvolle Diskussion geht. Ich dachte, damit wäre die Sache erledigt. Tatsächlich erhielt ich kurze Zeit später eine E-Mail vom Rektor, in der er mir mitteilte, dass er keine andere Wahl habe, als die Einladung zurückzuziehen. Es steht da schwarz auf weiß geschrieben, dass ich gecanceled bin, weil ich diesen Brief unterschrieben und das in unserer anschließenden Kommunikation nicht widerrufen habe…

Vollständiger Beitrag – Frankfurter Rundschau – 11.04.2024